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Literaturwissenschaftliches Proseminar
Hannah Mieger

Fernbeziehungen

Di, 9:15 - 10:45
PB SR 137
Beginn: 03.11.2020

Gegenstand

Beziehungen auf Distanz sind nicht nur in Zeiten von Social Distancing ein gesellschaftliches Phänomen. Während es heutzutage aufgrund des technologischen Fortschritts und der Verbreitung digitaler Medien möglich ist, synchron sowie losgelöst von Raum und Zeit zu kommunizieren, ist die Materialität von Medien für die Kommunikation im Mittelalter zentral.

Somit stellen in mittelalterlicher Erzählliteratur Briefe, Boten, Pfeile, etc. zum einen Wege der geschriebenen Kommunikation dar, indem durch sie Inhalte vermittelt werden, zum anderen aber eröffnen sie den Autoren Raum für Reflexionen, Kritik und Parodien. Dieser große kreative Spielraum nährt sich aus einer Vielzahl an Akteuren, die an der asynchronen Kommunikation beteiligt ist (Absender, ggfs. Schreiber, Bote, ggfs. Vorleser, Adressat).

Schriftliche Kommunikation bedeutet damit vor allem Vertrauen: Vertrauen darauf, dass der Schreiber nicht etwa einen anderen Inhalt niederschreibt; Vertrauen, dass die Nachricht den gewünschten Empfänger erreicht; sowie besonderes Vertrauen darauf, dass die eigenen, verschriftlichen Worte auch über die Dauer der Vermittlung hinaus Wertigkeit und Richtigkeit behalten. Letzteres ist der wohl größte Unterschied zur schnelllebigen und gleichzeitig archivierenden digitalen Kommunikation von heute.

In diesem Proseminar möchten wir uns daher mit einer Auswahl mittelalterlicher literarischer Texte (u.a. Heinrichs von Veldeke Eneasroman, Wolframs von Eschenbach Parzival und Rudolfs von Ems Willehalm von Orlens) beschäftigen, in denen verschiedene Möglichkeiten der Kommunikationen zur Überbrückung von Fernbeziehungen genutzt, reflektiert und variiert werden. Anhand dieser Textstellen werden wir uns grundlegende Themen der höfischen Literatur wie das Minnekonzept, Machtrepräsentation, Nähe/Distanz, Räumlichkeit, Zeitlichkeit und Materialität erarbeiten.

Organisationsform

Gemeinsame Lektüre, Übersetzung und Interpretation der Texte

Präsentation eigener Forschungsfragen/-ansätze (für ÜK mit didaktischer Reduktion der Forschungsansätze für einen Unterrichtsentwurf)

Plenardiskussion

Einführende Literatur:

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Studiengänge und Module

Bachelor

BA B 2.1/a Proseminar Mediävistik: klass. mhd. Literatur (6 LP)
BA B 2.2 Proseminar Mediävistik: zweite ältere Sprachstufe/klass. mhd. Literatur (6 LP)
BA B 2.3 Proseminar Mediävistik: klass. mhd. Literatur (6 LP)

Magister und Lehramt (alt)

Mag und LA (alt) Proseminar: Hausarbeit oder mündliche ZP

Lehramt (neu)

A 2: Basismodul Proseminar Mediävistik: klass. mhd. Literatur (6 LP)
A 3/b: Vertiefungsmodul: Proseminar Ältere deutsche Philologie: zweite ältere Sprachstufe/klass. mhd. Literatur, komplementär zu A 2 (6 LP)

Master of Education

Verschränkungsmodul integrativ (NDL, Mediävistik, Linguistik sowie Fachdidaktik): 6 LP

Master Literatur - Sprache - Wissen

Grundlagenmodul 2: Forschungswerkstatt / Übung / Proseminar Mediävistik (6 LP)
Vertiefungsmodul 3: Forschungswerkstatt / Übung / Proseminar Mediävistik (6 LP)

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