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Literaturwissenschaftliches Proseminar
Laura Velte

Von Wölfen, Fröschen und Pelikanen: Tiere in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Mi, 14:15 - 15:45
PB SR 122
Beginn: 04.11.2020

Gegenstand

Das Tier ist ein beliebter Erzählgegenstand der vormodernen Literatur. Schon in der antiken Fabel begegnen Tiere bevorzugt als Handlungsträger. Fabeltiere können nicht nur sprechen, sondern verkörpern noch dazu menschliche Eigenschaften und moralisches Verhalten. Beim \"Physiologus\" hingegen handelt es sich um eine spezielle Form der Naturlehre, welche die Eigenschaften von Hirsch, Löwe oder Pelikan in den Dienst der theologischen Exegese stellt. Tierwissen erfüllt folglich auch hier keinen Selbstzweck, das Tier erweist sich vielmehr als ein Erkenntnismedium der Heilsgeschichte. Mit dem Tierepos ist schließlich ein dritter Typus der Tierdichtung benannt, der satirische und didaktische Elemente vereint. Die erzähltheoretisch avancierte Darstellung der Fehde von Fuchs und Wolf erfreute sich im europäischen Mittelalter großer Beliebtheit und ist in zahlreichen Bearbeitungen überliefert. Das darin geschilderte Zusammenleben der Tiere bietet eine komplexe Reflexion auf soziale, rechtliche und politische Fragen.
In der Tierdichtung der Vormoderne, so ließe sich zusammenfassen, werden Grenzziehungen zwischen Natur und Kultur ausgehandelt und Gesellschafts- und Wissensordnungen problematisiert. Das scheint auch auf den frühneuzeitlichen \"Froschmeuseler\", der nahezu enzyklopädisch angereicherten Adaption einer antiken Epenparodie, zuzutreffen. Gemeinsam wollen wir diese animalische Textwelt erkunden und nach dem Symbolwert und der Funktion von Tieren in der Literatur der Vormoderne fragen.

Organisationsform

Das Seminar bietet einen diachronen Überblick über die Entwicklung der Tierdichtung von der Antike bis in die Frühe Neuzeit. Viele Texte können nur ausschnitthaft behandelt werden, in Gänze gelesen wird \"Reinhart Fuchs\". Neben der aktiven Teilnahme wird die Übernahme eines Blitzreferats (5 Min.) sowie einer Sitzungsexpertise erwartet. Als Vorbereitung auf die wissenschaftliche Hausarbeit muss im Laufe des Semesters zudem ein Exzerpt angefertigt werden. Die Texte werden weitgehend auf Moodle zur Verfügung gestellt. Angeschafft werden sollte: Heinrich der Glîchenzâre: Reinhart Fuchs. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Herausgegeben, übersetzt und erläutert von Karl-Heinz Göttert. Stuttgart 2005 (RUB 9819).

Bitte überlegen Sie sich zur ersten Sitzung ein Film- oder Literaturbeispiel (modern oder vormodern), in dem Tiere vorkommen.

Einführende Literatur:

Roland Borgards (Hrsg.): Tiere. Kulturwissenschaftliches Handbuch. Stuttgart 2016.

Sabine Obermaier: "Tiere und Fabelwesen im Mittelalter. Einführung und Überblick", in: Dies. (Hrsg.): Tiere und Fabelwesen im Mittelalter. Berlin / New York 2009, S. 1–28.

Studiengänge und Module

Bachelor

BA B 2.1/a Proseminar Mediävistik: klass. mhd. Literatur (6 LP)
BA B 2.2 Proseminar Mediävistik: zweite ältere Sprachstufe/klass. mhd. Literatur (6 LP)
BA B 2.3 Proseminar Mediävistik: klass. mhd. Literatur (6 LP)

Magister und Lehramt (alt)

Mag und LA (alt) Proseminar: Hausarbeit oder mündliche ZP

Lehramt (neu)

A 2: Basismodul Proseminar Mediävistik: klass. mhd. Literatur (6 LP)
A 3/b: Vertiefungsmodul: Proseminar Ältere deutsche Philologie: zweite ältere Sprachstufe/klass. mhd. Literatur, komplementär zu A 2 (6 LP)

Master Literatur - Sprache - Wissen

Grundlagenmodul 2: Forschungswerkstatt / Übung / Proseminar Mediävistik (6 LP)
Vertiefungsmodul 3: Forschungswerkstatt / Übung / Proseminar Mediävistik (6 LP)

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